Akute Angst abstellen: Eine unauffällige Sofort-Prozedur

Selbsvertrauen schwindet in manchen Momenten vollständig, wenn man ganz akut Angst empfindet. Bei vielen Menschen, die das Gefühl kennen, geht es seltsamerweise eigentlich nur um das Sprechen mit anderen. Davor muß heute niemand Sorge haben, denn es geht in unserer zivilisierten Umgebung ja grundsätzlich nie um körperliche Auseinandersetzungen, die einen ernsthaft in gesundheitliche Schwierigkeiten bringen. Dennoch kann auch rein “soziale” Angst die gleichen urtümlichen Reaktionen hervorrufen wie für physische Auseinandersetzungen benötigt:

Unnötig viel Adrenalin wird ausgeschüttet, die Muskulatur macht sich bretthart, vor allem der Nacken (Vorbereitung auf Kampf/Einschlag). Das Denken wird eingestellt bzw. enorm vereinfacht – braucht ja auch zu viel Energie. Man selbst spürt als Effekt weiche Knie und das Gefühl nicht sprechen zu können. Sachliches Zuhören ist in diesem Zustand nicht möglich. Man funktioniert nicht und ist nicht arbeitsfähig!

In meiner Vergangenheit hatte ich eine neue Stelle angetreten, bei der ich im Verlaufe meiner Tätigkeit durch viele Besprechungen leiten mußte. Die Vorstellung machte mich atemlos vor Schreck, so etwas hatte ich noch nicht gemacht. Meetings mit Entscheidungsträgern, Argumente stichhaltig vortragen und dann wirksame Ergebnisse für meine Interessen erzielen – das war mir bislang in dieser Häufigkeit noch nicht untergekommen. In den ersten Sitzungen war ich fürchterlich nervös und die Symptome übermannten mich in schlagartigen Wellen. Ich mußte das dringend in den Griff bekommen, sonst würde ich diesen Job nicht machen können.

In meiner Suche stieß ich auf die unten stehende Technik. Damit konnte ich mich in ca. 30 Sekunden vollständig beruhigen und der Veranstaltung wieder sachlich folgen bzw. diese auch selbst wieder führen.

Es mag Euch anfangs ein wenig komisch vorkommen, aber wie bereits schon erwähnt, man muß bei der ganzen Geschichte Selbstvertrauen den Blick nach innen richten und mit sich selbst arbeiten. Der Clou bei dieser Übung ist, daß man den Verstand von seiner sinnlos laufenden “Angst-Loop” befreit und auf ganz einfache aber bekannte Muster zurückwirft, mit denen er sehr leicht klarkommt. Man kombiniert dabei Eigenbeobachtung und aktive Visualisierung. Ihr könnt das ziemlich unauffällig z.B. in einem Meeting machen:

  1. Sicherstellen, daß Arme oder Beine nicht über Kreuz verschränkt oder übereinander geschlagen sind
  2. Ans Handgelenk (oder Hals) fassen, um den Herzschlag zu fühlen
  3. Den Herzschlag bis fünf mitzählen
  4. Beim fünften Schlag die Zahl sieben groß vor dem inneren Auge visualisieren; in der Farbe ROT
  5. die Prozedur sieben Mal wiederholen
  6. Dann genau so weitermachen und die Zahl sechs für sechs Durchläufe visualisieren, in der Farbe ORANGE
  7. Dann fünfmal für die Zahl fünf in der Farbe GELB (immer beim fünften Herzschlag)
  8. Dann viermal die Zahl vier in GRÜN
  9. Dreimal die Zahl drei in BLAU
  10. Zweimal die Zahl zwei in LILA (an Pflaume denken)
  11. Einmal die Zahl eins in VIOLETT (Farbe von Veilchen)

Der volle Durchlauf ist natürlich länger als 30 Sekunden, aber der beruhigende Effekt stellt sich schon ziemlich am Anfang ein. Man bemerkt es daran, daß der Atem sich sofort beruhigt und auf “normal” zurück schaltet. Man kann auch wieder mehr Farben wahrnehmen – je nachdem, wie heftig der Zustand vorher war. Das Hören klappt wieder, man kann den gesagten Inhalten folgen.

Das Ganze ist eigentlich eine Meditationsübung, um aufs Lernen vorzubereiten. Ziel ist, die beiden Gehirnhälften zu synchronisieren, so daß sie optimal miteinander arbeiten und Lernstoff leicht aufgenommen werden kann. Für das Tanken neuer Energie ist das auch eine schöne Übung, oder um Klarheit im eigenen Denken herzustellen. Der Nebeneffekt ist, wie gesagt: Man wird das sehr lästige und einschränkende Angstgefühl umgehend los!


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2 Comments
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Bob
6 Jahre her

Super! Hat sofort geklappt bei mir!

Ernst
5 Jahre her

Ich riskiere mal den Besserwisser. In Punkt 3. und 4. (erster Übungsdurchlauf) sollte man wohl bis sieben zählen. Sonst wird die Übung unsymetrisch und ich habe keine Chance mir das zu merken.
Aber mit der Sieben für den roten Durchgang probiere ich es bestimmt mal aus 😉